Als ich noch Neuling war in den ‚Erziehungstaten‘ lief mir irgendwann dieses „Formuliere es positiv“ über den Weg. Das ist nun schon mehr als 15 Jahre her, deshalb getraue ich mir fast nicht darüber zu schreiben. Vielleicht ist das schon für alle ein ganz alter Hut. Aber denkbar, dass es auch noch einige unter euch gibt, bis zu deren Ohr das noch nicht vorgedrungen ist oder die jetzt zu den ‚Neulingen‘ gehören. Also, für euch schreibe ich das hier.

Als ich es das erste Mal hörte, dass Kinder und auch noch einige Erwachsene das Wörtchen „nicht“ meist überhören, konnte ich es kaum glauben. Aber die wissenschaftlichen Beweise dazu sprechen wohl Bände. Bei dem Satz – „Denke nicht an einen blauen Elefanten.“- bildet sich bei fast allen Kindern (und auch Erwachsenen) vor deren geistigen Auge ein blauer Elefant. Also scheint das Wort ’nicht‘, in seiner Überzeugungskraft etwas dürftig zu sein. Und ja, auch eine Anweisung, als positiver Satz ausgesprochen, fühlt sich für mich und die meisten anderen (Umfrage im Freundeskreis) besser und wohlwollender an.

In der Gegenüberstellung kannst du ja mal untersuchen, welcher Typ du bist und was sich für dich besser anhört (eventuell fühlt es sich nur gewohnter an). Hirnforscher versichern auch, dass Kinder vor allem den Satzanfang und das Satzende herausfiltern. Das ist = kursiv geschrieben.

Fall nicht vom Baum runter.
Fall runter


Halt dich gut an den Ästen fest.
Halt fest


Nimm Susi nicht immer den Ball weg.
Nimm weg


Susi mag auch mit dem Ball spielen.
Susi Ball spielen


Vergiss nicht, deinen Turnbeutel mitzunehmen.
Vergiss (Turnbeutel) mitzunehmen

Denk an deinen Turnbeutel.
Denk an Turnbeutel


Renn nicht so schnell.
Renn schnell.


Renn doch lieber langsamer.
Renn langsamer


Bekleckere dich nicht mit deinem Eis.
Bekleckere dich Eis


Pass auf, dass deine Sachen sauber bleiben.
Pass auf sauber bleiben


Lauf nicht auf die Straße.
Lauf Straße


Bleib hier auf dem Bürgersteig.
Bleib Bürgersteig.


Viele Eltern haben mit den „neuen“ Formulierungen gute Erfahrungen gemacht. Also probiere es doch selbst aus – wie diese bei euch daheim ankommen und wahr genommen werden.


Außerdem wird dem Wörtchen ‚Aber‘ unter bestimmten Umständen ein schlechtes Zeugnis ausgestellt. Besonders, wenn es dazu benutzt wird, um eine gute Aussage zu revidieren.

Das freut mich, dass du an deinen Turnbeutel gedacht hast, aber deine Brotdose hast du vergessen.

Das Kind hört die erste Aussage nicht, sondern nur den Tadel. Das ‚Aber‘ verstärkt diesen noch. Besser wäre:

Das freut mich, dass du an deinen Turnbeutel gedacht hast und ich sehe du hast deine Brotbüchse vergessen.

Da steht einfach eine Aussage neben der anderen und beide dürfen sein. Ganz wertfrei und eventuell auch mit der Zuversicht, wenn das mit dem Turnbeutel geklappt hat, wird es irgendwann mit der Brotbüchse auch klappen.

Ach, wenn doch Partner*in, Chef*in und Eltern auch so mit uns reden könnten oder so mit uns geredet hätten… Naja, jetzt müssen wir eben selbst die Veränderung sein, die wir uns für diese Welt wünschen.

In diesem Sinne! Gutes Gelingen!